Wer von Euch kennt eigentlich noch „PacMan“ ? Das war mal so ein Klassiker der Computerspiele in den 80er Jahren. Das war eine sogenannte 2D-„Welt“, ein fester, starrer Bildschirm auf dem eine Art Labyrinth abgebildet war. Innerhalb dieses Labyrinthes musste man als „PacMan“ Pillen einsammeln und darauf achten, dass die insgesamt 4 Gespenster Dich nicht gefangen haben. Das war alles. Und das war MEEEEGA. Hammer, stundenlang wurde das gezockt. Den Begriff „zocken“ gab es zu der Zeit übrigens noch nicht. Haben wir deswegen Schaden genommen ? Nein. Haben wir viereckige Augen bekommen ? Auch nicht. Haben wir zuviel Zeit vor dem Computer verbracht ? Ja, eindeutig. Aber das haben wir damals nicht so gesehen.
Heute sehen die Spiele völlig anders aus. Hochleistungs-Spielekonsolen bieten uns vollanimierte 3D-Welten. Ein Blick auf Fortnite zeigt, was technisch heute „State of the Art“ (neuester Stand) ist. Kaum ein Kind, dass dieses Spiel nicht liebt. Und kaum ein Elternteil, dass dieses Spiel nicht hasst …. Das ist der Generationenkonflikt, der nicht wirklich neu ist. Gab es bei PacMan damals auch schon. Und davor übrigens auch. Als die erste Dampflokomotive „Adler“ bereits 1835 zwischen Nürnberg und Fürth fuhr, gab es viele „Experten“, die sich mehr auf die Gefahren dieser neuen Technologie konzentrierten, als auch die vielen, positiven Elemente einer neuen Technologie. Doch das gehört in den Geschichtsunterricht.
Was „lernen“ wir als Kinder von Fortnite ? Wir lernen Reaktionsgeschwindigkeit (ähnlich wie bei Pacman seinerzeit). Wir lernen „Auge-Hand-Koordination“ (ihm-siehe Pacman ?). Und wir lernen viele andere Dinge, die seinerzeit technisch nicht denkbar waren: Wir lernen GEMEINSCHAFTSSINN, wir lernen HELFEN, wir lernen KOMMUNIKATION. Alles Dinge, die wir aus der digitalen in die analoge Realität übernehmen und anwenden können.
„Aus Dir wird nichts werden, wenn Du nur vor der Kiste hängst“. Wer hat das noch nicht gehört ? Doch auch hier hilft ein Perspektivenwechsel. Nehmen wir, weil es so schön bekannt ist, nochmals Fortnite. Fortnite hat vor Corona im Jahre 2019 eine Weltmeisterschaft ausgetragen. Hier sind unglaubliche Preisgelder in Höhe von insgesamt 27 Millionen Euro ausgerufen worden. Das Gewinner-Duo der Fortnite-WM im Bereich Team erhielt ein Preisgeld in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Einer der beiden Sieger kam aus Österreich und war erst 17 Jahre alt. Sein DUO-Partner kam aus Norwegen. Sie haben sich vorher nie gesehen.
Das sind natürlich Geschichten, die dazu verleiten, einen falschen Eindruck zu bekommen. Fortnite Battle Royal hatte im Jahr 2019 ungefähr 250 Millionen aktive Spieler. Sicherlich sieht man nur die wirklich ganz, ganz wenigen, die damit Geld „verdienen“, denn eine gesunde Portion Glück gehört im entscheidenden Moment nunmal auch dazu. Wenn man nur die Hälfte der Zeit, die man Fortnite spielt, in das Lernen von zum Beispiel Englisch-Vokabeln investieren würde, dann würde das sicherlich am Ende zu mehr Erfolg führen, als Fortnite – Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ich möchte damit nur aufzeigen, dass die digitale Welt nicht nur neu ist (wie seinerzeit der Adler), sondern auch neue Möglichkeiten mit sich bringt. Das darf man bei aller Kritik nicht vergessen. Auch Eltern sollten hier einen Perspektivenwechsel vornehmen, und sich intensiv und vor allen Dingen gemeinsam mit den Kindern zu solchen Spielen und dem ganzen Drumherum auseinandersetzen. Die Zeiten, in denen es ausschließlich den Erwachsenen vorbehalten ist, Wissen zu vermitteln, sind schlicht und ergreifend VORBEI. Ein vertrautes Miteinander ist in der heutigen Zeit angesagt. Ein gegenseitiges Respektieren und Akzeptieren. Toleranz gegenüber andere Meinung und eine gewaltfreie Streitkultur.
Digitale Medien verleiten und können süchtig machen. Man verliert schnell aus den Augen, dass da noch andere Dinge sind, die wichtig sind. Ich selbst räume auch nicht gerne die Spülmaschine aus, bringe den Müll runter oder mache das Katzenklo sauber. Ich bekomme mehr Anerkennung und Erfolgserlebnisse, wenn ich einen epischen Sieg einfahre. Das ist einfach so. Meine eigenen „Idole und Vorbilder“ sind bekannt in und aus Instagram, YouTube und TikTok. Ich nehme jetzt hier keine einzelnen heraus, aber viele von Ihnen haben bereits die magische Zahl von 1.000.000 Abonnenten erreicht, zum Teil sogar mehrfach. Andere, eher sehr fachspezifische „dümpeln“ da so bei 100.000 rum, aber die machen das auch nicht, um Geld zu verdienen. Eine deutsche Aerobic-Dame hat im zarten Alter von 23 Jahren mehr als 7,5 Millionen Follower, allein davon lässt es sich vortrefflich leben. Aber wie so oft: Das, was wir alle da sehen, das ist die absolute Spitze des Eisberges. Viele Kinder spielen in jungen Jahren Fußball, doch nur sehr wenige schaffen es in die Bundesliga. Viele machen eine Lehre bei einer Bank, doch nur ganz wenige schaffen es nachher, ihr Vermögen für sich arbeiten zu lassen. Und viele Menschen engagieren sich in der Politik, angefangen auf kommunaler Ebene. Doch bis in den Bundestag schaffen es die allerwenigsten von ihnen. So ist das nunmal.
Also: Ich kennen keinen Pacman-Weltmeister, aber genügend Menschen, die im Internet ihr Geld verdienen. Auch durch Spiele. Mein Wunsch an Euch: Blickt auch mal hinter die Kulissen. Und versteht auch die jeweils andere Seite, egal, auf welcher ihr steht. Euer DiDi